Rezension: Ruma (Melanie Buhl)


Die wunderbare Legende der Ruma

von Esther Morales Cañadas

(...) Nur sehr aufmerksame Seelen können sie [die magischen Wesen] heute noch im Rauschen desWindes und im Rascheln der Blätter hören (...)

Dieser Satz aus dem Epilog des Romans „Ruma“ von Melanie Buhl fasst die Intention der Autorinzusammen: aus einer kleinen Sage des 19. Jahrhunderts einen Roman zu schreiben, in dem nicht nur dieAufmerksamkeit der Leser zu einen Ort gelenkt wird, sondern auch die Fantasie und die Liebe zu deneigenen Traditionen erweckt werden. Eigentlich keine leichte Aufgabe.Man muss die Figuren der Legende mit realen Landschaften und Orten verbinden, in die Geschichteeinweben und gleichzeitig Spannung erschaffen, damit der Leser Lust bekommt, das Buch bis zum Endezu lesen. Und das hat Melanie Buhl erreicht.Der Roman ist in mehrere Kapitel geteilt, die die Geschehnisse temporär trennen. Alles wird von derHauptfigur, in der ersten Person erzählt, als ob sie ein Tagebuch schreiben würde. Im Vorwort wird derKampf zwischen Zwergen und Riesen dargestellt. Erst im ersten Kapitel beginnt Ruma ihre Geschichte zuerzählen. Sie stellt sich vor und erklärt ihre familiäre Situation. Wie in jeder Sage spielt die Liebe, die man nicht so leicht erleben kann, eine große Rolle. Und natürlich,wie es immer so ist, ist es eine Liebe, die sich zwischen die Feindschaft zweier Volksgruppen stellt unddiese zu besiegen versucht. Ebenso wie es in Romeo und Julia war. Nur, dass es in diesem FallFabelwesen sind. Und das macht das Buch so interessant, denn diese Fabelwesen, die versteckt vor denMenschen leben, sind genau wie die normalen menschlichen Wesen.Die Geschichte zwischen Ruma und Romar ist sozusagen eine realistische Geschichte von Menschen,insbesondere der romantischen Zeit, jedoch verwendet die Autorin keinen Kitsch oder eineübertriebene Beschreibung der Gefühle. Die Geschehnisse schmiegen sich mit der Beschreibung derLandschaft in perfekte Harmonie. Der Wortschatz der Autorin ist sehr reich und ihr Schreibstil ähneltder, der klassischen Autoren: Passende und geeignete Adjektive schmücken die Sätze, ohne diese zuübersättigen. Auch wie die Geschehnisse beschrieben sind, zeigt ihre meisterhafte Hand, denn MelanieBuhl vermeidet exzessive Beschreibungen der Grausamkeit – was bedauerlicherweise heute sehr normalunter modernen Autoren ist – und beschränkt sich auf die Tatsachen, der Fantasie des Lesers mehr oderweniger überlassend. So verläuft die Lektüre in einem spannenden doch angenehmen und freundlichenZustand. Sogar der Liebesakt zwischen Ruma und Romar wird sehr feinfühlig dargestellt.Für mich ist dieses Buch eine Entdeckung gewesen. Ich war neugierig, weil ich fantastische Sagen mag.Letztendlich habe ich die Magie der Autorin entdeckt. Sie hat mit einer sehr subtilen Art eine kleine Sagein einen wunderbaren Roman verwandelt, und damit den Ruf ihrer Heimat auf ein hohes Niveaugebracht..


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