Leseprobe:
Siehe ich mache alles neu (Anneliese Schön)
Wege mit Gott im Leben einer Frau

Bericht über ein Stück Lebensweg

Der Traum

Mein Mann und ich stehen mit zwei oder drei Kolleginnen und Kollegen am Bahnsteig eines großen Bahnhofs. Wir haben Bekannte zum Zug gebracht.
Es herrscht reges Treiben auf dem Bahnsteig, fröhliche Menschen überall. Auf beiden Gleisen rechts und links ein Zug, jeweils abfahrbereit.
Als Tochter eines Bahnbeamten fasziniert mich noch immer alles, was mit der Eisenbahn zusammenhängt. Darum sehe ich mir die Lokomotive des Zuges mit unseren Bekannten genauer an.
Plötzlich entdecke ich, dass die Lokomotive mit ihren Rädern nicht auf den Gleisen steht, sondern ganz genau daneben.
Aufgeregt über meine Entdeckung, mache ich meine Kolleg/Innen und meinen Mann darauf aufmerksam und sage: „Wir müssen was tun, den Lokführer, den Aufsichtsbeamten verständigen! Seht nur, die Lok steht nicht in Spur, da kann ein Unglück passieren!“
Die Kolleg/Innen reagieren gar nicht. Mein Mann meint nur: „Der Lokomotivführer wird schon wissen, was los ist und was er zu tun hat. Du musst dich nicht überall einmischen. Lass mal!“
Obwohl ich sehr unruhig bin, tue ich nichts.
Der Zug setzt sich in Bewegung, wir winken fröhlich, wie viele andere Menschen auch. Alles scheint in Ordnung zu sein.
Der Lokführer hatte aber nichts bemerkt! Der Zug fuhr neben den Schienen entlang aus dem Bahnhof hinaus und verschwand.
Die eben noch fröhlich gewunken hatten, strebten den Ausgängen zu. Verwirrt blieb ich stehen.
Warum hatte ich den Lokführer nicht gewarnt, nichts gesagt von dem, was ich entdeckt hatte?
Warum mein Handeln von anderen abhängig gemacht?
Nach einiger Zeit rollte der Zug, wie von Geisterhand geschoben, von der entgegensetzten Seite des Bahnhofs wieder ein.
Die Lokomotive war vollkommen ausgebrannt.
Die Wagen gespenstig leer.
Der Zug hielt.
Der Lokomotivführer setzte sich neben seine Lokomotive auf den Bahnsteig. Er hatte verbrannte Haare, blutleere Augen, die sonderbar tief und ausdruckslos in den Augenhöhlen lagen. Er war nicht ansprechbar.
Was passiert war, konnte ich nicht erfahren.
Tief betroffen sagte ich zu meinem Mann: „Wenn ich in Zukunft daran denke, dass durch mein Reden oder Tun möglicherweise Schaden von Menschen abgewendet werden kann, werde ich hoffentlich handeln!“

Das ist die Motivation für das Schreiben dieses Buches.

Ihre Anneliese Schön

 

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