Leseprobe: Knubbel Karl - Planet Toffel in Gefahr
Barbara Merten

1. Bei den Tofflern

Die Toffler vom Planeten Toffel haben es satt. Gründlich satt, obwohl sie hungrig sind. Kannst du dir das vorstellen?
Na ja. Das ist für einen Erdling, wie du und ich, nicht so leicht zu verstehen. Bei uns gibt es ja Pflanzen und Tiere, aus denen man Essen zubereiten kann.
Auf dem Planeten Toffel ist das aber nicht mehr so. Dort wächst nichts!
Kein Baum mit Kirschen oder Äpfeln, kein Spinat, nicht mal ein Fliegenpilz. Null Komma nichts, obwohl es in früheren Zeiten einmal anders war.
Der Planet besteht nur noch aus gelbem Toffel. An manchen Stellen ist der so weich wie Sand, an anderen hart wie Stein. Dort wird der Toffel mit großen Maschinen in Stifte und Scheiben geschnitten.
Aus diesem Toffel bauen die Bewohner ihre Häuser, die Betten, Tische und Stühle, einfach alles.
Und ob du es glaubst oder nicht, selbst das Essen wird aus Toffel gemacht. Die besten Pommes, die ich kenne, braten sie aus Toffel.
Aus dem weichen Toffelsand kochen sie Toffelbrei für die Babys und die zahnlosen Omas und Opas. Riesige Löcher haben die Bewohner inzwischen in den Planeten gegraben.
Doch weil schon so viel Toffel aufgefuttert und verbaut ist, wird es langsam eng.
Die Toffler müssen zusammenrücken.
Jede Familie bewohnt nur noch ein Zimmer. Obwohl Toffler ziemlich moppelig sind und zu einer Familie mindestens sechs kleine Toffelchen gehören, passt nur ein Bett in den Raum.
Das finden sie aber überhaupt nicht schlimm, denn Toffler kuscheln überaus gern miteinander.

Nach einer Rundreise durch sein Land ist der Obertoffler furchtbar erschrocken.
„Ich glaube es nicht! Die Bande frisst mir den Planeten auf!“, ruft er entsetzt. „Ab morgen bekommt jeder nur noch einmal am Tag Toffelbrei oder Toffelpommes.“
Karl, der Sohn vom Obertoffler, guckt seinen Vater entsetzt an, denn ihm knurrt der Magen. „Ich habe aber Riesenhunger! Ich könnte einen ganzen Berg Toffelpommes verschlingen!“, ruft er empört.
„So so, du beschwerst dich, weil du nicht genug zu essen bekommst?“ Der Vater zieht die Stirn in Falten. „Wo willst du denn wohnen, wenn alles aufgefressen ist?“
Karl zuckt die Achseln. „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.“
„So so. Dann wird es Zeit. Früher war unser Planet groß und prächtig. Und jetzt sehe ich, dass nicht mehr viel übrig ist, weil alle den ganzen Tag Toffel in sich rein stopfen. Guck dich an! Kugelrund und bequem bist du geworden, Knubbel Karl! Und du willst mein Nachfolger werden? So kann es auf keinen Fall weitergehen. Bis mir etwas einfällt, gibt es nur eine Portion am Tag. Auch für dich.“
Karl ist beleidigt. „Selber Knubbel“, grummelt er trotzig und streicht seinen dicken Bauch. „Was sollen wir denn sonst essen? Hier gibt es ja nichts anderes! Außerdem macht es Spaß zu essen!“
Am Abend, als Knubbel Karl in seinem Bett liegt, denkt er noch einmal darüber nach, was der Vater gesagt hat: 'Wir essen unseren Planeten auf.'
„Oh wei! Wenn das stimmt. Wo sollen wir dann wohnen? Fallen wir hinunter ins Nirgendwo?“ Karl setzt sich erschrocken im Bett auf.
„Nein!“, ruft er. „Das darf auf keinen Fall passieren! Ich werde mir was einfallen lassen. Ich, der Sohn vom Obertoffler!“ Er fasst einen Entschluss. „Morgen werde ich mir unser Land genau ansehen. Und wenn Vater recht hat, werde ich eine Lösung finden! Garantiert.“ Frohen Mutes schläft er ein.

Am Morgen ist Karl schon vor Sonnenaufgang hellwach.
Er zieht sich leise an. Aus der Vorratskammer holt er eine Tüte mit gebratenen Toffel Pommes und stopft sie in seinen Rucksack, denn unterwegs gibt es zwar Toffel, aber keine Bratpfannen, um Pommes zu braten. Und rohe Toffel schmecken grässlich und machen Bauchweh.
Bevor er sich aus dem Haus schleicht, schreibt er seinem Vater noch einen Brief:

Lieber Vater,
ich habe über deine Worte nachgedacht. Wenn du recht hast, sind wir wirklich in großer Gefahr. Ich muss eine Lösung finden, denn ich will ein guter Obertoffler werden. Darum werde ich mir unseren Planeten genau anschauen. Wenn ich herausgefunden habe, was uns retten kann, komme ich zurück. Mach dir keine Sorgen.
Dein dich liebender Sohn

Knubbel Karl von Toffel

Er legt den Brief auf Vaters Platz am Esstisch, schließt leise die Tür und marschiert los.
Auf der Straße ist es noch ruhig. Nur aus den Häusern hört Karl einige Toffler schnarchen.
„Lustige Sägemusik! Ch sch ch sch krrruh“, ahmt er einen besonders lauten Schnarcher nach.

 



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