Musikgenuß in Ungarn

Ungarn das Land der Csárdásfürstin, des Schweinebarons und der wundervollen Zigeunermusik! Nichts von Lehar und Kalman, den Komponisten der berühmtesten Operetten, haben wir in diesem Jahr gehört.

Die ungarische Volksmusik, deren Erforschung zunächst Bartók und Kodály zu verdanken ist, gekennzeichnet sich durch tänzerischen Charakter (Csárdás) und häufigen Takt- und Tempowechsel. Die Zigeunermusik, die Franz Liszt für typisch ungarische Musik hielt, steht als Musizierweise eigenständig neben ihr. In der Kunstmusik wurden die Ungarn E. v. Dohnányi, B. Bartók, Z. Kodály bekannt.

Jean Baptiste "Django" Reinhardt , in Belgien geboren, schuf einen neuen Musikstil, den Zigeuner- oder Gypsy-Swing, der in Ungarn früher sehr viel zu hören war. Daneben gilt Reinhardt als einer der besten Gitarristen aller Zeiten und als der Vater und Begründer des europäischen Jazz.

Keine Straßenmusikanten mehr, keine Zigeunerkapellen in den Restaurants, kein Konzertangebot am Plattensee! Vielleicht gibt es das in den großen Städten noch, aber nicht im Urlaubsgebiet.

Die Straßenmusikanten haben uns in den ersten Jahren unserer Ungarnbesuche immer viel Freude gemacht. Im Jahr 2002 erlebten wir eine so wunderbare Kapelle in einem Restaurant, dass wir voller Begeisterung nachbestellten um noch bleiben zu dürfen. Die überall gespielten Operettenmelodien waren auch manchmal nervig, wie alles, was übertrieben wird. Aber sie waren wenigstens typisch für dieses Land.

Wir haben kein einziges Plakat für Konzerte oder Ähnliches gesehen, nur Werbung für Strandpartys mit Discomusik.
Den geplanten Tagesausflug mit einem Schiff auf dem Balaton haben wir dann doch nicht gemacht, weil wir erlebten, wie das Schiff eine Woche vorher mit einer ungeheuren lauten Discomusik an unserem Strand vorbeifuhr.

In den ersten Tagen unseres Aufenthalts am Balaton hatten wir eine Gruppe Jugendlicher auf dem Campingplatz die fast ohne Unterbrechung ihre Musik über den gesamten Platz dröhnen ließen. Sie hatten sich technisch so aufgerüstet, mit zusätzlichen Batterien usw., dass das Gehämmer der Bässe über den gesamten Campingplatz dröhnte. Nach einer Ermahnung waren sie einsichtig und hörten abends um 22:00 Uhr auf.
Tagsüber beobachtete ich, dass die Gruppenmitglieder miteinander kaum kommunizierten - konnten sie ja auch nicht - sie hätten schreien müssen. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie sich nichts zu sagen hatten. Es war vermutlich einfach nur praktisch, dazusitzen und mit dem Kopf zu zucken. Wurde hier Musik zur Überdeckung der Kommunikationslosigkeit benutzt?

Über den Musikgeschmack lässt sich wacker streiten. Meine Meinung ist: Musik ist für uns Menschen sehr wichtig. Wir sollten ihr gut zuhören und ihr dabei unsere Zeit auch ganz widmen. Gute Musik: Klassik oder Rock oder Beat - alles zu seiner Zeit und nach Geschmack, aber dann richtig! Nur das empfinde ich als einen wahrer Genuss.

Wünsche für Ungarn

Ich wünsche mir:
- dass die ungarische Musikszene sich selber wieder findet, ohne in schnulzige Operettenromantik zu versinken.
...Es war und ist doch immer noch ein Land mit einer sehr alten Musikkultur.
- dass Musik von Lehar, Bartok und Liszt und von Django Reinhardt wieder zu hören ist.
- dass es für die Aktionen der jungen Urlauber auch ein Angebot der einheimischen Musik rund um den Balaton gäbe.
- und dass nicht weit in die Nacht und über viele Kilometer das Bassgewummer der Partys dröhnen würde.


 

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