Das Haiku ist die kürzeste lyrische
Form der japanischen Literatur. Es
beruht auf strengen traditionellen Regeln, die sich nur annähernd
in
einen fremden Kulturkreis und in eine fremde Sprache umsetzen lassen.
Das Haiku besteht aus drei Wortgruppen zu fünf - sieben - fünf
Silben und bezieht sich auf ein Bild aus der Natur und auf eine
Jahreszeit. Durch die Beschränkung im Ausdruck führt es
zur
Verinnerlichung und lässt verborgene Zusammenhänge im Leser
anklingen. "Im Haiku wird das Unsagbare durch das Ungesagte gesagt"
(Wohlfart, Günter: Zen und Haiku, Stuttgart: Reclam 2000, Seite
106;
ISBN: 3-15-009647-2).
Ingrid Hammer hat - ausgehend von ihren Erfahrungen mit dem
Zen-Buddhismus - Augenblicke des täglichen Lebens beobachtet
und ihren
Eindruck in wenigen Worten anschaulich dargestellt, dabei einem
inneren
Rhythmus folgend. "Das Haiku nimmt so viel wie möglich
Worte zwischen
dir und den Dingen weg" (s.o.).
Einige Texte dieser Sammlung nähern sich dem Senryu, einer
jüngeren
Form des Haiku, die von den strengen Regeln abweicht, indem sie
alle
Themen des Lebens zulässt. Auch das Tanka ist zu finden, eine
sehr
alte Gedichtart, bestehend aus Oberstollen (siebzehn Silben) und
Unterstollen (vierzehn Silben). Aus ihm ist das spätere Hokku
oder
Haiku entstanden, indem man den Unterstollen wegließ.
Mit der Auswahl ihrer Kurzgedichte hat Ingrid Hammer ein ansprechendes
Bändchen zusammengestellt, an dem die Leser gewiss ihre Freude
haben
werden.
Johanna Gerlinde Lenz
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