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Rezension
"Lyrik zwischen Himmel und Erde"
- schon ins Englische gar nicht leicht zu übersetzen. Denn Dagmar Westphal
meint beide "sky" UND "heaven". nicht um das Dunkel zu brechen Prototyp der Jüngerschaft sind "Maria aus Magdala" (S
8) und ihr "weibliches Schweigen" - Luthers Wort von den "Bettlern" aufnehmend, findet sich eine
so positiv Umschreibung von Christentum und Kirche wie nur selten in jüngster
Zeit Eine Sicht, die gewiss in der Kraft der Anfange gründet: Eschatologisch bewegen sich die Gedichte zwischen schon ("Was wäre
wenn S.5), fast ("unverhofft", 5.12) und noch nicht ("Wie
wird es", S.29). veränderten Daraus erhellt, dass der gesellschaftskritische Blick der Lyrikerin durchgehend christlich grundiert ist. nicht nötig dir So verweist sie auf Genesis 11, 1 - 8, die Geschichte vom Turmbau zu
Babel. Das, was wir "Pflanzen","Tieren", "der
Erde" antun, bleibt geradezu ausgeschlossen vom "Vergeben"
(S.16), weil der von Jesus am Kreuz benannte mildernde Umstand (Lukas
23, 34) nicht geltend zu machen ist. Selbst das Gedicht "Neunter
November" (S.62) über das schillerndste Datum deutscher Geschichte
(Ausrufung der Republik, "Kristallnacht" Wiedervereinigung.)
mündet in ein Gebet. Beiden Geschlechtern werden die Leviten gewiesen Den Mannen mehr Herz "sind seltener die Gedichte des Glücks", schrieb einmal
Hilde Domin. Die Autorin schreibt herrliche Haiku und Tanka Dörfer verwehen, "Unterwegs" (S.49) und "Herbstlied" (S.57) stehen
für den Melos des Reims in der Naturlyrik, für die ein Gedicht
wie "Damals" (S.59) wieder eine ganze andere, nicht weniger
eindrückliche Ästhetik entfaltet. Sang Curd Jürgens "60 Jahre und kein bisschen weise" und
Udo Jürgens "Mit 66 Jahren da fangt das Leben an", liefert
Dagmar Westphal die Fortsetzung "Mit 77 Jahren" (S.58). "Heideweihnacht" (S.71) Zeit haben, aus der Zeit fallen, Zeitvertreib, mit der Zeit gehen, Zeit
totschlagen ein Strauß von Redeweisen und Paradoxa, die die
Autorin in einem geradezu philosophischen Gedicht zusammenbindet
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