Leseprobe:
Welten und andere "SF" Geschichten (Lothar Tietke)

1. Kapitel Geschichten aus dem Weltall

Dunkelheit

Was war das?
Es war da und niemand hatte es bemerkt. Es war groß, unglaublich groß. Eine totale Finsternis herrschte und bedeckte die gesamte der Sonne zugewandten Seite der Erde. Dieses Objekt stand am Himmel, wie eine Scheibe und wanderte mit der Sonne. Es stand noch viele tausend Kilometer von unserem Orbit entfernt und sah doch sehr bedrohlich aus. Kein Geräusch war zu hören, es bewegte sich nur mit der Sonne und der Schatten wanderte mit. Alle Satelliten waren ausgefallen, die Erde erlebte eine Ruhezeit. Der Schatten wanderte und die Nacht brach an, wir sahen die Sterne. Aber es war nicht alles, der Schatten wanderte weiter herum und verdeckte weiterhin das Sonnenlicht auf der anderen Seite. Und am anderen Morgen ging bei uns die Sonne auf, das Objekt war verschwunden, so als wäre es niemals da gewesen. Alle Satelliten waren intakt, alles ging weiter. Kein größerer Schaden war entstanden. Die religiösen Eiferer hatten natürlich wieder den größten Zulauf. Der Weltuntergang sei gekommen – doch am anderen Morgen hatte sich anscheinend nichts geändert. Der große Schatten war fort und auch die Angst verschwand.
Doch etwas war geschehen. Alle fossilen Flüssigkeiten waren verschwunden. Petroleum, auch als Erdöl bekannt, war weg. Die Förderpumpen liefen leer, alles nicht behandelte Rohöl in den Tanks war ebenfalls verschwunden. Wie konnte das geschehen? Wie haben sie das gemacht? Wer oder was waren sie? Zu spät, diese Fragen ließen sich nicht beantworten. Erdöl war nun mal ein kostbarer Saft, Millionen von Jahren tief im Innern unserer Erde gereift, hatten wir es missbraucht, verbrannt, verschwendet bis auf sehr wenige nützliche Dinge. Mitte des 20ten Jahrhunderts hatte es warnende Stimmen gegeben, man sollte nicht allzu leicht-fertig mit dieser Substanz umgehen. Es könnte mehr Wert dahinter stecken, als zurzeit erkennbar. Nun, diese Sorgen waren wir schnell losgeworden, das Öl war weg und es kam auch nicht wieder zurück. Es wurde auch einmal gesagt, es könne sich um Lagerstätten von außerirdischen Intelligenzen handeln, die dieses Öl als ihr Eigentum betrachteten und sehr böse würden, wenn sie nichts mehr ernten könnten. Wenn es nun tatsächlich Fremde waren, dann war wohl noch genügend vorhanden, denn böse sind sie bisher nicht geworden. Sie werden sich nur gewundert haben, dass weniger da war, als erwartet. Vielleicht waren es aber nur automatische Ernteschiffe ohne Besatzung, die verschiedene Planeten abflogen, bis sie voll waren. Vielleicht war es aber nur ein riesiges Lebewesen, das Hunger hatte und mit dem Rücken zur Sonne zusätzliche Energie getankt hat. Niemand wird uns wegen des Öls jemals wieder besuchen, denn es ist keins mehr da. Dieser Planet war bewohnt und zwar schon lange, wir besaßen Technik und bewegten uns im Weltraum. Man hatte uns regelrecht bestohlen und uns die Zukunft genommen, es war ein Schaden entstanden, der unglaublich böse Folgen haben würde.
Hatte man uns nicht bemerkt oder einfach nur ignoriert? So, wie wir Ameisen nicht besonders beachteten? Man hatte uns ungefragt etwas genommen, was wir vorläufig noch dringend zum Leben brauchten. Die Zivilisation, so wie wir sie kannten, war unwiederbringlich verloren. So dringend, wie viele Länder dringend Trinkwasser brauchten, so gehörte das Öl zu unser aller Leben. Dass die Ölvorkommen eines Tages erschöpft sein werden, war allgemein bekannt. Aber damit sparsam umzugehen kam keinem in den Sinn. Nun hatte es sich erledigt. Was hätte Sparen auch für einen Sinn gemacht? Es war nun mal weg und wir besaßen nichts mehr. Was nun kam, musste ertragen werden, aber es würde hart werden, sehr hart. Wer konnte, musste versuchen zu überleben.


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