Leseprobe:
Die Krötenkönigin (Dagmar Westphal)

Die Krötenkönigin

Am Rand der Straße kaum versteckt
hab‘ ich die Königin entdeckt:
mit gelben Augen ganz verzückt
im Laub den Prinzen sie erblickt –
der ist ihr auf den Leib gerückt,
umklammert sie mit allen Schwielen.
Sie muss ob dieser Last schier schielen
und schleppt ihn über das Gerümpel
der Menschenwelt zu einem Tümpel
im Frühlingswalde von Gut Sunder.
Welch Wunder, dass ein solch Gethron
niemals entlohnt Evolution…

Die Kröte will davon nichts wissen
zu schlucken ihn und gar zu küssen:
nach huckepack in alter Leier
entledigt sie sich ihrer Eier
und wählt ganz einfach und direkt
Empfängnis völlig unbefleckt.
Vom langen Klammern ganz erschöpft
fühlt Kröterich sich wie geköpft,
streckt seine Glieder aus die schlappen,
beglückt die Welt mit quirligen Quappen -
in ewig neuer Liebespose
lehrt mich der Lenz Metamorphose.

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