Leseprobe:
Hotzenplotz und Turbolieschen (Gerhard Ludwig)

Unser Zuhause

Seite 27

Wir leben in einer kleinen 32-Quadratmeterwohnung mit Behindertenbad und Küche. Der Teppichboden war mit billigem PVC geschützt, alles, was nicht angekaut werden durfte, wanderte in Schränke oder wurde unerreichbar hochgelegt. Das galt nicht für meine alten Turnschuhe, in die ich nur hineinschlüpfen musste – fertig zum Gassigehen. Dachte ich.

Diese Schuhe waren das Erste, was Lisa auf ihrer Welpenebene von mir vor Augen gehabt hatte, als wir sie das erste Mal besuchten. Auch beim Umzug in ihr neues Zuhause trug ich diese Schuhe. Es waren alte Treter und ich besaß genug Ersatz. Also machte ich diese alten Schlappen meiner jungen Freundin zum Geschenk. Sie lernte, dass sie alles damit machen durfte. Anderes Schuhwerk (zunächst im Schrank, später offen am alten Platz,) war tabu. Zunächst hatte ich Bedenken, weil der schwanzlose Kater meines Ältesten einst in einen dieser Schuhe gepinkelt hatte, aus Rache. Lisa störte sich nicht daran, im Gegenteil. Manchmal schlief sie mitten im Spiel ein. Dann fand ich sie mit dem Köpfchen im Schuh, die Pfötchen rechts und links davon ausgestreckt, schlafend und völlig entspannt irgendwo im Wohnzimmer. Seitdem gab ich ihr stets einen Schuh mit ins Körbchen und sie genoss das, nahm meine Treter an Geschwister statt an und kuschelte hinfort nur mit ihnen, wobei sie dem Kater-Schuh den Vorzug gab. Zukünftig würde sie stets einen dieser nach Kater riechenden Schuhe oder eine meiner Sandalen als Einschlaf- und Kuschelpartner benutzen. Unser Rudel war komplett.


Hotzenplotz und Turbolieschen (Hundeschule Franke)
Seite 94

Hier haben wir ein wirklich fast perfekt eingespieltes Team. Eigentlich ein Dreamteam!

Aber es hat auch viel Zeit, Geduld und Konsequenz gekostet, bis es so wurde, wie es heute ist. Auch hier gibt es nach wie vor kleine Rückschritte, die dann wieder ausgeglichen werden müssen. Schließlich ist Lisa ein Hund wie jeder andere und natürlich will sie hin und wieder testen, was sie sich erlauben darf und was Herrchen dann letztendlich doch nicht duldet.
Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeit, als Lisa angeschafft werden sollte. Ein Mann mit 80% GdB und ein Welpe mit diesen Veranlagungen: Münsterländer und Bordercollie: Power hoch 3!
Wenn ich ehrlich bin, habe ich erst einmal die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und das ganze Vorhaben mit großer Skepsis betrachtet. Nachdem doch das mit dem Vorgänger so ein Desaster war und der Hund, der überhaupt nicht sozialisiert war, kein geeigneter Begleiter werden konnte.
Heute weiß ich, dass Lisa und der Hotzenplotz wirklich sehr gut harmonieren und dass Lisa eine perfekte „Therapeutin“ für ihr Herrchen geworden ist. Selbst ein Agility-Parcours ist kein Problem für dieses Team. Natürlich geht es nicht per Tempo – aber Lisa achtet ganz genau auf ihr Herrchen und fragt stets ab, ob das alles richtig ist, wie sie es macht. Hier läuft dann alles über die Körpersprache und die versteht Lisa ganz hervorragend. Es ist eine Freude, wenn man dieses Team bei der Arbeit beobachten kann.
Wir alle haben sehr viel daran gearbeitet, dass auch ein behinderter Mensch einen Hund wie Lisa führen und lenken kann und die Arbeit ist noch lange nicht beendet, denn es gibt immer wieder neue Herausforderungen, die wir gemeinsam besprechen und denen wir uns gemeinsam stellen.



 

zurück