Leseprobe:
Blaue Jungs! Grüne Jungs? (Gudrun Strüber)
Eine zeitgeschichtliche Dokumentation - kein Heldenepos

Vorwort

Auf den Seiten dieses Buches steht keine erfundene Geschichte. Es wird auf ihnen wahrheitsgemäß von der Sehnsucht nach Leben und Freiheit berichtet und dem großen Ziel eines jungen Mannes, die Welt kennenzulernen.
Es wird aber auch berichtet von der schrecklichen Fehlleitung einer ganzen Generation und daß diese jungen Leute trotz allem die Lust am Leben und Weiterleben nicht verlieren.
Natürlich ist nach über fünfzig Jahren die Frage nach der Zuverlässigkeit der Erinnerung zu stellen. Manchmal versagt das Gedächtnis aus uns unbekannten Gründen. Das bezieht sich jedoch auf kleine Ereignisse. Die Reihenfolge des Geschehens kann fast lückenlos durch Originaldokumente belegt und für die großen Begebenheiten konnten fast immer noch mehrere Zeitzeugen befragt werden.
Die dokumentarischen Texte der vorliegenden Arbeit, der Bericht der US Marine-Abteilung vom November 1943, die Wehrmachtsberichte und die Kommentare von U-Boot Kameraden, werden durch eine schreibmaschinenähnliche Schrift deutlich gemacht. Diese Texte zeigen Hintergründe auf und geben Hinweise auf das Geschehen aus anderer Sicht.
Die Briefe der jungen Frau wurden in Schreibschrift wiedergegeben, damit der persönliche Charakter erhalten bleibt. Damit dem Leser die vergehende Zeit bewusst werden kann, auch ungekürzt.
Wer diesen Bericht nun liest, kann feststellen, daß hinter dem U-Boots Bericht auch noch eine andere Geschichte existiert. Da ich durch meine Matriarchatsforschung gewohnt bin, hinter die Dinge zu sehen, habe ich diese andere Seite beim Niederschreiben des Textes entdeckt.
Diese andere Ebene der Wirklichkeit hat mit dem Leben des Mannes Fritz Wagenführ und seiner Frau Elsbeth zu tun und sagt uns viel über die festgefügte Gesellschaftsordnung jener Zeit, in die die beiden hineingeboren wurden und wie es geschehen konnte, daß alles irgendwann einmal nicht mehr gültig war.
Das einseitige, männliche Prinzip zerbricht. Zum Überleben im Chaos ist anderes nötig. Dieses andere hat der "blaue Junge" Fritz dann spät aber doch endlich gefunden.

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