Begegnungen
Wo bitte ist denn bei Ljubljana das Meer?
Auf einem Parkplatz in Slowenien wird Manfred von einem Mann angesprochen,
ca. 35 Jahre alt, der fragt, wo bei Ljubljana das Meer liegt.
Mein Göttergatte ist sprachlos. Er starrt den Mann erst einmal nur
fassungslos an. Nun komme ich dazu und hört die Frage noch einmal.
Die blonde Ehefrau des Fremden kommt auch. Ich hole unsere Karte aus dem
Auto und breite sie auf der Motorhaube aus. Nun fahre ich mit dem Finger
die Straße von Ljubljana bis zum Meer bei Triest oder Rijeka ab.
Die beiden sind platt: "Wir wollten doch nur einen Tagesausflug machen,
wir kommen jetzt aus Kärnten."
Ich erzähle ihnen von den Grotten bei Postojna, denn die sind ja
wohl zeitlich zu erreichen, und zeige sie ihnen auf der Karte.
Die beiden bedanken sich und verabschieden sich freundlich. Die ca. 12jährige
Tochter sitzt während des Gesprächs im offenen Kofferraum und
langweilt sich offensichtlich.
Das Auto hat ein Würzburger Kennzeichen und die Aufschrift eines
Frisiersalons.
Naturgewalten
Bei der ersten Rast auf einem Parkplatz um 10.30 Uhr erlebe ich einen
typischen Fallwind, die Bora, der mich fast umreißt. Ich halte mich
am Auto fest.
Anderen Leuten auf diesem Parkplatz haut die Bora - schwutsch - das Frühstück
vom Tisch und in den Graben.
Es dauert keine zwei Minuten, dann ist der Spuk vorbei. So heftig und
plötzlich und auch so kurz hatte ich die Bora noch nie erlebt.
Manfred, währenddessen gerade im Dixi-Klo, merkt nichts davon.
Die Dixi-Klos sind einmalig sauber, sogar mit Papier und geruchlich angenehm.
Erstaunlich auf einem öffentlichen Parkplatz!
So etwas habe ich noch nirgendwo auf der Welt erlebt. Auch auf den anderen
Rastplätzen in Kroatien sind alle Dixis total sauber und sehr zu
empfehlen.
Bitte um Einlass
Auf der Insel Pasman wollen wir das Benediktiner Kloster besuchen, da
sich dort eine Kirche befindet, die den Heiligen Cosmas und Damian geweiht
ist. So wie unsere Kirche zu Hause.
Auf dem Berg endet die Straße auf einem Parkplatz. Wir schätzen
100 bis 150 Meter Fußweg um die Mauer herum bis vor den Eingang.
Seit wir auf der Insel gelandet sind, wird der Himmel immer dunkler. Es
fängt leicht an zu regnen.
Manfred fragt mich: "Wollen wir die Schirme mitnehmen?"
Ich behaupte kühn: "Das sind doch nur ein paar Meter! Der Regen
kommt hier oben auf dem Berg sowieso von allen Seiten und nicht nur von
oben. Lass uns einfach schnell gehen."
Kaum biegen wir um die erste Ecke, pladdert der Regen nur so los. Ruckzuck
sind wir nass.
An der Pforte klebt ein Schild: Einlass von 16 bis 18:00 Uhr
Und es ist gerade mal Mittag.
Kurz entschlossen ziehe ich trotzdem am Klingelzug. Ein Pater in brauner
Kutte öffnet die Tür und bittet uns mit einer Handbewegung in
einen kleinen Raum, in dem auch Andenken ausgestellt sind. Er holt zwei
Stühle und sagt uns auf Englisch, dass wir hier warten könnten
bis der Regen aufhört. Ich berichtet ihm von unserer Kirche zu Hause
und dass wir deshalb die Klosterkirche sehen möchten. Alles auf Englisch
- und er versteht mich auch! Nun sagt er, dass die Kirche offen sei. Wir
könnten einfach reingehen. Er müsse nun fort zu seinem Gebet.
Wir betrachten die ausgestellten Andenken. Hauptsächlich arbeiten
die Mönche anscheinend an der alten kroatischen Schrift GLAGO LIZA.
Ehe wir den Raum verlassen, legen wir eine kleine Spende auf den Tisch.
Die Kirche, die wir nun besichtigen, ist sehr klein und fast leer. Nur
das Ikonenkreuz an der Wand, einen Altartisch und vier Bänke finden
wir vor, ansonsten weiße Wände.
Der Pladderregen ist in einen normalen Landregen übergegangen. Wir
sind ja nun sowieso nass und gehen durch den Regen zum Auto zurück.
Wir haben uns als Gast im diesem Kloster gut aufgenommen gefühlt.
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Unsere Käselieferanten
Nach unserem Ausflug zur Insel Pasman fahren wir über Zadar an den
Vranasee. Es ist der größte Süßwassersee Kroatiens
mit einem wundervollen Fischbesatz. Den wollen wir uns ansehen.
Wir fahren ab Biograd da moro auf einer als gut in der Landkarte deklarierten
Landstraße in Richtung des Ortes Vrana. Nach einer kleinen Brücke
wurde aus der guten Straße ein Schotterweg. Rechts und links des
Weges sehen wir Überreste des vergangenen Krieges, nach 4 km sogar
halb zerstörte Stacheldrahtzäune. In der Ferne Häuserruinen.
Im Reiseführer steht ja auch, dass hinter Zadar die Front verlaufen
ist. Hier sieht es jedenfalls so aus und wir werden ganz still.
Wenn ich jetzt hier in Kroatien wehrpflichtige Männer sehe, frage
ich mich immer: ob diese Männer wohl Menschen erschossen haben? Ich
kann und darf mir kein Urteil darüber erlauben, denn ich weiß
nichts über die Hintergründe. Weder ob sie es gezwungenermaßen
machten oder zur Verteidigung. Nur eines bleibt: Die Tatsache des Erschießens.
In der Region um Zadar sehen wir fast keine alten Häuser. Entweder
sind es Neubauten bis ca. 10 Jahre alt oder unfertige Rohbauten. Die einzigen
Gebäude aus Feldsteinen so wie früher, sind Kirchen, alte Mauern
oder so wie in Vrana ein alter Gutshof. Wenn dieser Aufschwung in die
moderne Zeit eine Folge des vergangenen Krieges ist - welch ein Preis!
In Vrana suchen wir vergebens ein Gasthaus für einen Imbiss. Aber
hinter einer Kurve kommt uns diese Ziegenherde entgegen. Gleich danach
noch eine Schafsherde. Die kleinbäuerliche Kultur lebt also noch.
Die vielen neuen Häuser täuschen.
Den Rückweg nehmen wir über eine auf der Karte als sehr klein
bezeichnete Straße, die sich dann als gute neue Straße entpuppt.
Bei einer Bäuerin am Campingplatz kaufen wir ein großes Stück
Ziegenkäse von einem so guten Geschmack, wie ich ihn bei Ziegenkäse
noch nie gefunden habe. Schade, dass sie nicht nach Deutschland liefern
kann.
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Tauben- und Menschenmassen
Wir erlebten Venedig in der Nachsaison.
Wie gedrängt ist es wohl auf dem Markusplatz zur Hochsaison? Spaßig
fand ich es jedenfalls nicht mehr.
Venedig mag eine sehr interessante Stadt sein. Wahrscheinlich war sie
zu ihrer Blütezeit auch mal schön.
Mein Eindruck war, dass sie zu einer Touristenattraktion verkommen war.
- Rummelplatzatmosphäre.
Ich bekenne mich als mitschuldig, denn auch ich war ja hier als Tourist
angereist.
Den Marktplatz von Siena und sogar von Florenz fand ich bei meinen Besuchen
wesentlich schöner und voller Flair.
Venedig war an unserem Besuchstag nur laut und schmutzig. Da ich nicht
an das Glück glaube, dass dem Taubenschiss folgt, hat mich die verschmutzte
Kleidung auch nicht glücklich gemacht. Ein weiterer Minuspunkt war,
dass wir uns nirgends hinsetzen konnten. Es sei denn, in einem der Lokale
und dann musste natürlich etwas bestellt werden. Nur unter den Arkaden
des Dogenpalastes befanden sich fünf Marmorbänke, die aber ständig
besetzt waren. Als wir auf ihnen nach langer Zeit einen Platz ergattert
hatten, blieben wir dort auch sitzen, bis die gebuchte Wassertaxifahrt
begann.
Ich fand, wir hatten keine Chance in Ruhe den Markusplatz auf uns wirken
zu lassen.
Für die vielen guten Museen und auch für dem Markusdom fehlte
uns leider die Zeit. Eventuell ist der Eindruck von Venedig dann ein anderer
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