Auf dem Weg

Zur Urzeit keine Uhrzeit
es genügte die Jahreszeit

Zur Unzeit Gezeiten
und keine Uhrzeit
wer kennt sich aus

Im Urlaub
keine Uhrzeit
ich erlaube mir
Zeiturlaub

Vor einigen Jahren in Leon sah ich sie zum ersten Mal. Eine Frau in meinem Alter und ein jüngerer Mann mit einem Eselskarren. Sie gingen neben dem Esel in Richtung Osten. Auf dem Campingplatz in Astorga schlugen die beiden ihr Lager in unserer Nähe auf. Der Esel musste außerhalb des Platzes, auf der anderen Seite des Zaunes übernachten. Das gefiel ihm nicht besonders und er schrie den ganzen Abend sein I-AH
Am nächsten Morgen sprach ich mit den beiden. Sie waren, so wie wir, auf dem Weg nach Santiago. Zwei Monate zuvor hatte ihr Fußmarsch in Paris begonnen. Ein kleines Zelt, Kochgeschirr, Wechselwäsche und gute Schuhe waren auf dem Karren. Mehr brauchten sie nicht.
Da wir an diesem Platz einige Tage Rast machten, überholten wir das Gespann erst wieder am Rabena-Pass. Sie winkten uns fröhlich zu. Ich habe selten glücklichere Menschen gesehen.

Pilgern, so wie sie, das kann ich leider nicht, aber ich habe auf jener Pilgerreise gelernt, bei jedem Aufbruch etwas zurücklassen zu können und mich auf das Notwendige zu beschränken. So konnte ich erkennen, was wirklich wichtig ist. Ich sah nach einiger Zeit nur noch den Weg.

Meine Reise damals, nach Santiago de Compostela empfand ich wie ein Sinnbild meines Lebens, durch die ständig wechselnden Orte und Menschen, auf die ich mich einstellen musste.

Auf der Frankreichreise in diesem Jahr fiel es mir schon sehr viel leichter, mich einzustellen auf Abschied und Wiederankommen. Ich bin auch nicht mehr traurig, wenn ich einen Ort, an dem ich mich wohlfühle, verlassen muss. Ich weiß, ich werde andere gute Orte finden.

***

Durch die Wetterbedingungen bin ich auf dieser Reise nicht bis zum Cap Finistére bei Brest gekommen. So konnte ich das Reich der Korrigan nicht noch einmal besuchen.


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