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Leseprobe:
Zehn Jahre nach Kriegsende, 1955, waren in Frankfurt immer noch Trümmer und Ruinen zu finden. Aber Wirtschaft und große, tiefgreifende Baumaßnahmen kamen voran und überall verbreitete sich verhaltener Optimismus. Louisa und Paul Remlinghaus waren nun seit drei Jahren verheiratet. Sie
lebten in einer kleinen Wohnung in der Nähe des Bahnhofes. Irgendwie
liebten sie ihre ersten gemeinsamen vier Wände, obwohl die Räume
in einem ziemlich desolaten Zustand waren. Die Möbel, die sie durch
den Krieg retten konnten, hatten einige Narben davongetragen und von den
Tapeten war auch nicht allzu viel übriggeblieben. Paul, vor fünf
Jahren aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, hatte keine gravierenden
körperlichen Schäden zurückbehalten. Sein rechtes Auge
war nur noch mit dreißig Prozent Sehkraft ausgestattet und an seinem
linken Fuß hatte er durch Erfrierungen zwei Zehen eingebüßt.
Das Haus, in dem sie lebten, war teilweise zerbombt, und man konnte davon
ausgehen, dass der Abriss bevorstand.
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