Leseprobe:
Des Lebens seine Gedanken (Esther Morales Cañadas)
Ich vergaß dieses Wort
Ich vergaß dieses Wort.
Das Wort, das warm war
Ich fühlte nicht mehr seinen Inhalt.
Inhalt des Schmerzens und der Freude
Verschwunden aus meinen Sinnen
flog es hinweg durch die Hände.
Das Wort!
Welches Wort?
Das Geheimwort!
Welches Geheimnis?
Mein Geheimnis.
Das Geheime Wort, das mir Jugend gab.
Die Jugend, die mir das Wort gab.
Das vergessene Wort!
(Die vergangene Jugend)
Es war einmal ein Blümlein
Es war einmal eine Blume, eine rote Blume, die am Morgen ihre prächtige
Farbe unter den Sonnenstrahlen ausbreitete. Es war eine Blume, die einfach
dastand, zwischen den Büschen und Gräser, am Fluss und auf den
Bergen.
Eigentlich ein kleines Blümlein, nicht wichtig, nicht außergewöhnlich,
ein wildes Blümlein.
Aber es stand da und lächelte zu jedem, der es betrachtete, und es
schenkte ihm sein Parfum.
Und dieses Blümlein war von vielen begehrt, obwohl es nicht großartig
war. Aber es war ein Blümlein, das im Morgen glänzte, am Mittag
lächelte und in der Nacht Wärme ausstrahlte. Alle wollten es
anfassen und bei ihm sein. Und wenn sie schon genug von ihm hatten, gingen
sie fort.
Jeder nahm ein Blättchen mit, diese roten Blättchen, die ihm
selbst sein Leben gegeben hatten
Das Blümlein bemühte sich, neue Blätter wachsen zu lassen,
aber die Zeiten hatten seine Kräfte gemindert, denn alles auf unserer
Erde ist vergänglich
wie die Liebe
Es war einmal eine Blume, ein Blümlein, das seine ganze Liebe verbreitet
hatte und alle Menschen konnten etwas davon bekommen
Dieses Blümlein hatte aber jetzt kein Blättchen mehr, also strahlte
es nicht mehr, es weinte nur.
Und wer mag ein Blümlein, das nur weinen kann?
Es war einmal ein Blümlein, ein wildes Blümlein, das es nicht
mehr gibt
Es war einmal ein Blümlein, ein wildes Blümlein, ein ich,
das nicht mehr geben kann, weil die Liebe selbst es vernichtet hat
Es war einmal
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