Ein Frühlingskasen
mit Rüdiger Jung (+) und Dagmar Westphal (*)
Kunsthandwerklich gebunden, gedruckt auf hochwertigem Papier
Was ist ein Kasen?
Ein Kasen ist eine uralte japanische Gedichtform, ein Kettengedicht
mit 36 Strophen in sechs Abschnitten, und kann von 2 oder mehreren
(bis 36) Mitwirkenden gestaltet werden. Grundform des Kasen ist
das Renga, das Kettengedicht zu zweit, das aus einem Dreizeiler
mit 5-7-5 und einem Zweizeiler mit 7-7 Silben besteht.
In regelmäßigem Wechsel der Strophenform werden 3 Renga
(6 Strophen)zu einem Satz zusammen-gefasst. Die mittleren 4 Abschnitte
werden von einer Ouvertüre und einem Epilog umrahmt. Für
jede Strophe besteht eine Themenvorschrift, entweder eine Jahreszeit
(F, S, H, W) oder Mond (M), Blume (B), Liebe (L) und Vermischtes
(V=ohne Saison oder Thematik). Schwerwiegende Wörter wie Nomen,
Verben oder Adjektive müssen innerhalb eines Satzes einmalig
sein.
Geschichte: Schon im 4. Jahrhundert finden sich lyrische Spuren,
die uns als Tanka überliefert sind, 5-zeilige Formen in der
Anordnung 5-7-5-7-7 Silben. Diese bevorzugte Versform erlebte im
13. Jahr-hundert eine Änderung: aus dem Tanka entwickelte sich
das Renga, eine Partnerdichtung. Eine(r) gab 3 Zeilen vor (5-7-5
Silben) und bat eine(n) Partner(in) um Vollendung.
Diese partnerschaftliche Lyrik erweiterte sich später zum Kasen.
Im 15. Jahrhundert wurden erstmals die beiden letzten Zeilen des
Tanka einfach weggelassen, so entstand die mittlerweile in aller
Welt beliebte Versform des Haiku (3-zeilig zu 5-7-5 Silben).
Das Haiku ist inhaltlich gebunden an Jahreszeit und Naturgeschehen.
Das mit dem Haiku formal überein stimmende Senryu bezieht alle
Bereiche des Lebens oft karikierend mit ein.
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