Leseprobe:
Creativo;
Michael Touma

Graffiti ist Blues, Michael Touma (Ausschnitt)

Voll bepackt mit seinen zwei Kameras und einem Stativ, durchstreifte er die Stadt auf der Suche nach Motiven.
Auch an jenem Tag war er schon seit früh unterwegs auf den Straßen. Er glich einem Jäger, der ständig hinter einer Beute her war.
Das Fotografieren wurde mit den Jahren für ihn zu einem Zwang und einer Qual. Er konnte sich nicht mehr von seinen Apparaten trennen, weil er immer befürchtete, daß er einen wichtigen Moment verpassen könnte und daß der erlebte Moment in den Abgrund der Vergessenheit geraten würde.
Er gewöhnte sich mit der Zeit daran, die Welt durch den Sucher der Kamera zu erleben. Da er sich mit seinem Gepäck unfrei und schwer fühlte, versuchte er manchmal, sich frei von allem zu bewegen. Jedesmal aber, da dies geschah, eilte er irgendwann mitten auf dem Weg zu sich zurück nach Hause zurück, um die Fotoapparate zu holen. Gepanzert zog er wieder auf die Straße. Der Wunsch, die Welt immer unter seinen Blicken zu behalten, machte ihn selbst zum Gefangenen der Erscheinungen um ihn herum.

Was wie ein Spiel angefangen hatte, wurde zum Leidensweg.
Ihm kam es manchmal vor, als ob er die Last des Lebens auf seinen Schultern trüge. Und so lief er auch, gebeugt unter dem Gewicht seiner Ausrüstung. ....

 

 

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